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ESG-Kritik – Das Wichtigste in Kürze:
- Immer häufiger äußern Expert:innen Kritik an ESG und auch die Aufsichtsbehörden untersuchen in verschiedensten Fällen den Verdacht von Greenwashing.
- Die ESG-Kritik bezieht sich vor allem auf die unterschiedliche Anwendung der Kriterien. Diese ist nicht einheitlich und kann von den Anbietern individuell festgelegt werden. Für Anleger:innen wird es so schwierig, die tatsächliche Nachhaltigkeit zu beurteilen.
- Wer aufgrund der Kritik an ESG nicht in derartige Produkte investieren will, kann auf Alternativen am privaten Kapitalmarkt setzen.
Die Kritik um ESG-Investments nimmt zu. Viele Expert:innen kritisieren das Bewertungssystem beziehungsweise die Ratingagenturen dahinter. Sie geben an, dass ESG nicht die tatsächliche Nachhaltigkeit von Unternehmen analysiere. Stattdessen sagen Sie, es sei vielmehr das Ziel, durch vermeintlich grüne Investments gute Geschäfte zu machen. Doch wo genau liegt das Problem von ESG und mit welchen Lösungsansätzen könnte sich die ESG-Kritik in Zukunft vermeiden lassen?
Was steckt hinter der ESG-Kritik?
Die ESG-Kriterien sollen Investments hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit beurteilen und betrachten dabei die Aspekte Environment (= Umwelt), Social (= Gesellschaft) sowie Governance (= Unternehmensführung). Durch ESG soll die nachhaltige Geldanlage für Anleger:innen vergleichbarer werden, denn die nachprüfbaren Kriterien machen es möglich, ein Unternehmen hinsichtlich dieser Punkte zu bewerten. Doch was in der Theorie gut klingt, hat in der Praxis viele Probleme und auch Nachteile.
Immer lauter wird nämlich die Kritik an ESG und der Vorwurf, dass genau diese grünen Investments nur vermeintlich nachhaltig sind. Stattdessen, so die Kritiker:innen, werden Anleger:innen damit in die Irre geführt. Auch geraten entsprechende ESG-Investments immer wieder in den Verdacht des Greenwashings und damit auch in den Fokus von Aufsichtsbehörden.
ESG-Kritik: Wie werden die Kriterien angewendet?
Angewendet werden die verschiedenen Kriterien aus den Bereichen Environment, Social und Governance von sogenannten Ratingagenturen. Diese sammeln und interpretieren die entsprechenden Daten und Informationen von Unternehmen zu ihrer Nachhaltigkeitsperformance. Die Agenturen bedienen sich dabei jedoch verschiedener Methoden, die die einzelnen Kriterien nach völlig unterschiedlichen Ansätzen anwenden. Zu den wesentlichen Methoden zählt neben dem positiven beziehungsweise negativen Screening auch das sogenannte Best-in-Class-Verfahren.
Positivkriterien
Bei Positivkriterien (Positive Screening) werden Unternehmen für das Portfolio ausgewählt, die bestimmte Anforderungen an Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs Standards überdurchschnittlich gut erfüllen.
Negativkriterien
Wird das Ausschlussprinzip (Negative Screening) angewendet, legt der Fondsanbieter bestimmte Werte fest. Entspricht ein Unternehmen nicht diesen festgelegten Werten, wird ein Investment in diese ausgeschlossen.
Best-in-Class
Der Best-in-Class-Ansatz wählt für das jeweilige Investment immer den/die Beste/n der entsprechenden Branche aus. Das sind dann die Unternehmen, die die besten Bewertungen hinsichtlich ihrer sozialen und ökologischen Auswirkungen erhalten haben. Klima- oder Umweltschädliche sowie unethische Branchen werden damit nicht ausgeschlossen. Es wird lediglich das am wenigsten schlimmste Unternehmen, einer beliebigen Branche, belohnt.
Warum gibt es Kritik an ESG?
Die ESG-Kritik wird vor allem durch die verschiedenen Ansätzen und Methoden zur Bewertung der Nachhaltigkeit ausgelöst. Bisher ist der Begriff Nachhaltigkeit in der Finanzbranche nicht klar definiert und damit haben die Fondsanbieter freie Hand bei der Anwendung der Kriterien – ein einheitliches Standardbewertungssystem gibt es nicht.
Die Kritik vieler NGOs und Expert:innen ist klar: Durch diese fehlenden gesetzlichen Regelungen können Anbieter die Kriterien selbst festlegen und so schaffen es auch Firmen aus beispielsweise der Öl- und Gasindustrie immer wieder in eigentlich grüne Anlageprodukte. Dabei gewinnt das Thema auch in den Medien zunehmend an Relevanz und eine zuletzt veröffentlichte Studie bescheinigte, dass eine deutliche Mehrheit der ESG-Fonds nicht gänzlich unbelastet ist und etwa gegen Kriterien wie dem Verbot von Waffenhandel verstoßen. Außerdem wird immer wieder in fossile Energieträger investiert.
Durch die fehlende Regulierung, was nachhaltige Investments sind – oder eben auch nicht, ist es für Anleger:innen, die wirklich grün investieren wollen, unmöglich auf die ESG-Bewertungen zu vertrauen. Dann muss immer damit gerechnet werden, dass bestimmte Kriterien eben nicht vollständig oder sogar gar nicht erfüllt werden. Hinzu kommt, dass die Bewertungen der einzelnen Agenturen oft stark voneinander abweichen. Während Ratingagentur A die Note „mangelhaft“ erteilt, stellt Agentur B die Note „gut“ aus.
Diese doch sehr deutlichen Unterschiede in den Bewertungen sorgen bei Anleger:innen für zusätzliche Unsicherheit und auch damit wird klar, dass die ESG-Kritik nicht ganz unberechtigt ist.
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Welche ESG-Alternativen gibt es?
Die Kritik an ESG-Investments bringt viele Anleger:innen auf die Suche nach Alternativen und Lösungen für die vorhandenen Probleme. Denn die wenigsten Privatinvestor:innen sind wohl bereit, intensive Recherchen aufzubringen, um zu überprüfen, ob die jeweiligen ESG-Produkte wirklich nachhaltig sind. Wie lässt sich also ohne viel Aufwand wirklich grün investieren?
Statt ESG-Fonds und ETFs bieten sich zur nachhaltigen Geldanlage auch alternative Anlageklassen am privaten Kapitalmarkt an. Anleger:innen können hier zwischen verschiedensten Investments wählen, so das für sich passende finden und gleichzeitig den Wandel zu einer nachhaltigeren Wirtschaft aktiv vorantreiben.
Die Möglichkeiten für Investor:innen sind schon jetzt groß und das Angebot wächst, bedingt durch die steigende Nachfrage, immer weiter. Anleger:innen sollten dabei allerdings nicht nur nach einem geeigneten grünen Investment Ausschau halten, sondern auch auf einen seriösen Anbieter setzen.
Erneuerbare Energien
Das kann zum Beispiel ein Solarinvestment sein, bei dem Sie mit dem von Ihnen bereitgestellten Kapital den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Form eines konkreten Projekts vorantreiben. Dabei legen Sie zu Beginn eine Laufzeit fest und erhalten nach dem Ende das investierte Geld zurück. Während der Laufzeit erhalten Sie dann außerdem eine Rendite mit jährlichem festen Zinssatz.
Venture Capital
Anders sieht es etwa bei Venture Capital Investments, zu Deutsch Wagniskapital, aus. Hier investieren Sie meist über einen sehr langen Zeitraum in junge und wachstumsstarke Unternehmen, die sich zum Beispiel auf die Entwicklung von Klimatechnologien konzentrieren. Dabei investieren Sie in ein breites Portfolio mit verschiedenen Unternehmen und werden am Erfolg der Unternehmen finanziell beteiligt.
Waldinvestments
Auch mit Waldinvestments lassen sich Gewinne erzielen und gleichzeitig unsere Umwelt sowie den Planeten schützen. Ein nachhaltiger Wald bietet viele Einnahmequellen und verbessert außerdem die Biodiversität und das Klima. Zudem gilt ein Waldinvestments als äußerst wertstabil und bietet damit auch in volatilen Zeiten mit politischen Unruhen einen Stabilitätsanker für das eigene Portfolio.
Was sind Lösungen für die ESG-Kritik?
Um die vielfach geäußerte Kritik an ESG-Investments in Zukunft zu vermeiden, braucht es zum einen Druck durch die Anleger:innen, zum anderen aber in jedem Fall auch mehr gesetzliche Regulierungen. Wie überall bestimmt die Nachfrage das Angebot. Meiden Anleger:innen die vermeintlich grünen und konkret von Greenwashing betroffenen ESG-Produkte, wächst der Druck auf die Anbieter, wirklich nachhaltige Investments auf den Markt zu bringen.
Gleichzeitig sind konkrete Regulierungen und Vorgaben durch die Politik aber unausweichlich. Nur wenn es klare gesetzliche Regeln gibt, können Anleger:innen losgelöst von ESG-Kritik und Greenwashing-Verdacht bedenkenlos investieren. Glaubt man diesem Vorschlag der EU-Kommission, könnte sich das schon bald ändern. Dann sollen Verbraucherinnen und Verbraucher besser vor unzuverlässigen oder falschen Umweltaussagen geschützt werden.
Fazit: Anleger sollten genau hinschauen, denn die ESG-Kritik ist berechtigt
Das ESG-Rating ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, denn damit werden bei einem Investment auch Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt. Dennoch ist die Kritik an ESG berechtigt und die Umsetzung der bisherigen Kriterien reicht nicht aus. Anbieter haben zu viel Spielraum und nutzen die viele Eigenverantwortung oft aus. Anleger:innen verlieren damit allerdings langfristig aber auch das Vertrauen in die Fondsanbieter.
Wer wirklich nachhaltig investieren will, dem bleibt nur die Wahl sich intensiv und genau mit der jeweiligen Anwendung der ESG-Kriterien zu beschäftigen oder aber zu Alternativen zu greifen. Hinzu kommt, dass mit Investments am privaten Kapitalmarkt meist auch die positiven Auswirkungen auf die Umwelt und unseren Planeten deutlich größer sind.
Für viele Investor:innen bietet es sich aus diesen Gründen an, in konkrete Projekte zu investieren, deren Geschäftsmodell im Kern nachhaltig ist. Das können zum Beispiel Erneuerbare Energien wie Solar sein. Auch mit einer niedrigeren Investitionssumme lässt sich deren Ausbau vorantreiben. Alternativ eignet sich auch ein Investment in Venture Capital Fonds, bei dem in Startups investiert wird, die Zukunftstechnologien mit Fokus auf das Klima und die Umwelt entwickeln. Das kann beispielsweise ein grüner Treibstoff für Schiffe und Flugzeuge oder auch Fleischalternativen sein.